Als fertig ausgebildeter Bachelor der Publizistik – not to brag – wird einem sehr schnell klar, dass der finanzielle Wert der Ausbildung sehr eng mit den Skills verbunden ist, die man danach anwenden kann. Nicht alle dieser Skills kommen jedoch direkt aus dem Studium. Während ich viel über Audio Recording, Recherche und Planung gelernt habe, und sogar das ein oder andere über das Schreiben im Internet aufgeschnappt habe, war ich in den optionalen Marketingveranstaltungen schlicht abwesend. Nach vielen Gesprächen mit Freunden, die in mir das ehrliche Interesse am Thema geweckt haben, ist es jetzt eben nach dem Studium Zeit mich weiterzubilden.

Als eigenständiger Bachelor mit einer starken Hands-On Mentalität – siehe Lebenslauf – habe ich mich direkt daran gemacht meine ersten Schritte in neue Gebiete zu machen. Neben dem Digital Marketing Kurs aus der Google Digital Garage habe ich mich auch mit Online Werbung beschäftigt. Und da ich diese kleine Website als Experimentierfläche nutzen kann, bin ich ohne zu testen, mit einem Kopfsprung in den Werbe-Dschungel eingetaucht.

Adsense – Go-to or go away?

Der erste Anknüpfpunkt für Onlinewerbung, gerade im deutschsprachigen Raum, ist Google. Mit der Plattform Adsense ist Google unangefochtener Marktführer und hat damit auch große direkte Kontrolle über die Publisher, die Adsense für Ihren Umsatz benötigen. Die Macht von Google ergibt sich natürlich aus dem extremen Informationsvorsprung, den sie anderen gegenüber haben. Kaum jemand weiß so viel über potenzielle Kunden oder User wie Google. Außerdem sind die Plattformen von Google einfach zu integrieren.

Nach ein wenig technischer Vorbereitung für die Adsense Integration ist das Setup recht einfach. Man integriert ein wenig HTML Code in die Beiträge und Seiten, oder lässt ein Plugin die Sache erledigen, und Google beginnt einen internen Check der Seite. Kaum ist das erledigt, wird man auf der Adsense Seite auch schon mit einer positiven, fast hoffnungsvollen Nachricht empfangen. Die meisten Funktionen der Seite sind zwar noch ausgegraut, aber zu dem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass kann nur eine Frage der Zeit sein, bis ich alle Finessen selber ausprobieren kann.

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Screenshot/Mario Moser

Die Antwort auf den ersten Review Prozess kam bei mir auch relativ schnell. Innerhalb weniger Werktage landet eine E-Mail in meinem Postfach, in der ich aufgefordert werde ein paar Dinge zu optimieren, nähere Details gibt’s auf der Adsense Seite.

Die Details dort sind jedoch nicht besonders hilfreich. Naiv wie ich bin, habe ich es einfach erneut versucht. Und dann nochmal. Und dann nochmal.

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Screenshot/Mario Moser

Mittlerweile ist aber ein guter Monat vergangen und die Antworten von Google waren immer ident. Keine Nennung von Gründen, wie es normalerweise Standard ist, sondern die Meldung oben. Aufgrund von COVID-19 ist der Versuch sich registrieren zu lassen mal um mal ins Leere gegangen. Internetrecherche und das Durchstöbern von Foren haben mich auch nicht näher ans Ziel gebracht. Es passiert wohl vielen Leuten dasselbe. Warum weiß jedoch keiner so genau.

Aber wenn es mit AdSense nicht funktionieren sollte, dann musste ich mich eben nach alternativen Wegen umsehen.

Abdriften in Porno-Werbung

Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr sein zu können, ist es meisten nicht wahr. Man kann sagen, dass ich es mir selber zu verantworten habe, auf so einen Scam hereingefallen zu sein.

Nach meiner ersten Zurückweisung von AdSense bin ich auf die Suche nach Alternativen gegangen. Da ich wohl nicht als Einziger abgelehnt worden bin, waren viele Blogger und Services bereit und zur Stelle um detaillierte Listen mit alternativen Netzwerken anzubieten. Da ich nicht noch länger warten wollte, und an einem Freitag auf die glorreiche Idee gekommen bin dieses Projekt zu verfolgen, habe ich vor allem nach Netzwerken gesucht, die keinen Verifizierungsprozess benötigen. Im Nachhinein betrachtet, war das wohl keine besonders gute Idee.

Aber naiv wie ich bin, dachte ich mir, einen Versuch ist es mindestens wert. Bei der ersten Plattform, die mich angenommen hat, war ich vom Aufbau und den Optionen im Dashboard überzeugt worden. Immerhin gab es sogar die Option pornografische und nicht jugendfreie Werbungen zu deaktivieren (z.B.: Glücksspielwerbung, Tabakwerbung, etc.), und ich war heiß darauf zu sehen, wie meine Website mit Werbung aussehen würde.

Ich habe also nicht lange gewartet und direkt ein paar verschiedene Darstellungsformen ausprobiert. Dabei habe ich ein paar neue Begriffe kennengelernt, etwa das PopUnder als Art und Weise der Monetisierung. Solltet ihr nicht mit dem Begriff vertraut sein, das ist die Technik eine Website unter dem momentan offenen Fenster zu öffnen. Ich glaube, ich muss nicht näher erläutern, wo diese Art der Werbung sonst beliebt ist. Nachdem mein eigener Virenschutz mich nicht mehr auf die Website lassen wollte, war meine positive Grundstimmung dahin. Sobald mich der erste Testlauf dann mit einer Weiterleitung auf eine Sportwetten-Website begrüßte und einigen sehr sexuell explizite Banner auf der Seite platziert waren, habe ich alle aktiven Werbungen gestoppt.

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Da die meisten Werber nichts mit Pornographie zu tun haben möchten, hier ein Bild von zwei liebevollen Bananen. Die echten Werbungen sind leider nicht so sanft gewesen.

@aleeenot via Twenty20

Nach einer recht unangenehmen Unterhaltung mit dem Support Team, bei dem mir versichert wurde, dass man alle unangebrachten Werbungen gesperrt hatte, war meine letzte Hoffnung schnell erschöpft. Eine letzte Werbung für Hentai Videos später und mein Account war endgültig gelöscht.

Wenn also jemand eine 100 %ige Fill-Rate verspricht, und noch dazu keinerlei manuelle Verifizierungen oder Bedingungen benötigt, ist ziemlich sicher etwas faul am Angebot. Genau das ist bei mir passiert.

Der Versuch einer Alternative

Nachdem ich also mehrmals von Adsense abgelehnt wurde, und kurzzeitig für Hentai und Glücksspiel geworben habe, bin ich tiefer in die Materie eingedrungen und habe nach alternativen Marktplätzen gesucht. Eine Suche, die für einen sehr kleinen Blog, ohne Tausende Zugriffe, schwierig ist. Viele Marktplätze und Vermarkter haben Richtlinien und Minimalaufrufe bevor sie neue Publisher annehmen. Andere, wie etwa media.net, die Suchmaschinendaten von Bing und Yahoo zum Targeting verwenden, haben inhaltliche Kriterien. Bei media.net sind etwa nur englische Seiten zugelassen, weswegen diese Alternative schnell aus dem Renne war.

Gerade wenn man versucht Native Ads zu integrieren, schaut man als kleiner Websitebetreiber durch die Finger. Die meisten Anbieter arbeiten nur mit großen Seiten und passen ihre Integration damit viel genauer aufeinander an. Das hat natürlich Sinn, aber für mich macht es die Suche um einiges schwieriger.

sovrn.com

Die erste Website, die für mich wie eine erfolgreiche AdSense Alternative ausgesehen hat, ist sovrn.com. Das Angebot der Plattform ist recht breit aufgestellt, und macht es theoretisch möglich Header Bidding, klassische Banner Werbung und sogar Affiliate Werbung in Websites zu integrieren. Das Dashboard ist auch intuitiv gestaltet, und macht es einfach Werbung zu integrieren.

Der Unterschied zu den weniger seriösen Alternativen ist jedoch die Fill-Rate. Im Gegensatz zu den garantierten Raten anderer Anbieter wird bei Sovrn nur eine Werbung angezeigt, wenn für die Targeting Gruppe der Website auch wirklich etwas gebucht worden ist. Da die Firma den Großteil ihrer Kunden wohl aus dem amerikanischen Raum lukriert, jedenfalls meiner Einschätzung nach, ist der Pool an möglichen Werbungen für kleine deutsche Seiten sehr gering.

An sich wäre das nicht so schlimm. Die Betreiber selbst empfehlen es, ein zweites Netzwerk als Passback zu verwenden und damit die Fillrate zu erhöhen. Es würden also alle Anfragen für Werbung, die Sovrn selbst nicht bedienen kann an einen zweiten Anbieter weitergeleitet. AdSense ist natürlich auch hier klar die beste Wahl. Bei mir führt jedoch die Kombination aller vorausgehenden Probleme zur folgenden Grafik.

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Screenshot/Mario Moser

Zwar schafft es die Website langsam mögliche Werbeslots aufzutreiben, angezeigt wird jedoch keine einzige davon. Ob der Hauptgrund dafür die kleine und segmentierte Zielgruppe ist, oder ob es daran liegt, dass es deutschsprachige Werbungen schlicht nicht gebucht werden kann ich nicht sagen. Anfragen an den Support dazu haben bisher keine Antwort bekommen. Was mir die Daten jedoch gezeigt haben, ist, dass eine Plattform allein nicht ausreicht. Um eine akzeptable Fillrate zu erhalten, müssen mehrere Player ins Haus.

smaato.com

Deswegen habe ich mittlerweile eine zweite Plattform live auf der Website. Zwar hat auch die bisher keine einzige Werbung geschaltet, müsste jedoch die Chance dazu ungemein erhöhen. smaato.com ist eine auf mobile Seiten und Apps fokussierte Plattform. Gerade da ein Großteil des Internets, und auch meine Seite, vor allem von mobilen Geräten verwendet wird, erschien mir smaato.com als eine interessante zweite Plattform.

Dennoch wäre es falsch zu sagen, dass meine Versuche zur Monetarisierung der Website erfolgreich waren. Abgesehen von den Werbungen, die ich auf der Website ganz und gar nicht sehen wollte, ist keine einzige Anzeige geschaltet worden. Trotzdem habe ich einiges gelernt. Ich bin jetzt mit den Begriffen vertraut und habe genug Fehler einmal gemacht, um sie nicht zu wiederholen. Sollte Google AdSense meine Anmeldung in nächster Zeit akzeptieren, bin ich darauf vorbereitet, die Möglichkeiten davon zu nutzen.

Nächste Schritte

Für mich sind die Monetarisierungsoptionen auf dieser Website, wie ich oben bereits erwähnt habe, nicht dazu gedacht viel Geld zu verdienen oder die Website zu refinanzieren. Mit den aktuellen Aufrufen wäre das einfach nicht umsetzbar. Außerdem ist mein Ziel mit der Website neue Dinge zu lernen und auszuprobieren. Ich habe kein Interesse daran mit SEO optimierten Posts meine Aufrufe zu erhöhen. Es ist viel mehr ein Versuch, die Arbeitsweisen und Techniken des digitalen Marketings zu verstehen und zu üben. Nächste Schritte könnten daher Affiliate Programme sein. Entweder als Banner Werbung von Amazon oder E-Bay, oder durch klassische Links, lässt sich so Geld mit Provisionen verdienen. Sollte AdSense die Website in nächster Zeit weiterhin ablehnen könnten Affiliate Programme ein interessanter nächster Schritt sein.

Außerdem möchte ich mich weiterhin auf die Suche nach AdSense Alternativen machen. Vor allem nach deutschsprachigen Alternativen.

Hast du Erfahrung mit Online-Werbung?

Auch wenn ich mich bei einigen Schritten sicher dumm angestellt habe, bin ich sicher, dass Leute da draußen sind, die genau die Skills haben, die ich zu lernen versuche. Solltest du einer davon sein, und dir ist irgendein grober Fehler aufgellen, den ich mit diesem Projekt gemacht habe, erzähl mir davon, hilf mir wie ich in Zukunft bessere Resultate erzielen kann. Ich bin entweder per Mail unter marketing@mariomoser.com, oder hier in den Kommentaren erreichbar.